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AutorenbildWolfgang Baus

ÜBER DIE ZUKUNFT DES BILDERAUFNEHMENS

Aktualisiert: 28. Apr. 2019



Das Jahr ist noch jung und somit eine gute Gelegenheit einen Ausblick auf die kommenden Monate des Jahres zu geben.

Die Elektronikbranche sieht einer rosigen Zukunft entgegen. Internet und Vernetzung ist weiterhin ein großes Thema. Damit ist die Industrie zwar wieder einmal sehr viel weiter als die verfügbaren Voraussetzungen, aber für die Werbung eignet sich der Ausblick in die Zukunft hervorragend. Denn nicht nur an meinem Wohnort liegt gerade einmal eine 25MBit Kupferleitung und vernünftiger HD-Empfang, geschweige denn 4K, ist für uns noch Utopie. Aber bis zum Jahre 2029 soll Besserung in Sicht sein, denn dann soll es eine Glasfaserleitung geben. Und wie sieht es mit der inzwischen vielfach nur noch als Anhängsel der Unterhaltungsgeräteindustrie betrachteten Fotobranche aus?

Speziell in der Fotografie ist das Thema Geschwindigkeit, 4K und 8K, sowie Computerisierug von Datenaufnahmegeräten ein zunehmend wichtiges Thema. Hat sich der geneigte Fotograf in Zeiten als Fotografie noch mit Pe Ha geschrieben wurde, bei seinem Bildaufbau Zeit gelassen um sein Motiv perfekt abzulichten, und hat der geneigte Reportagefotograf Aktionen antizipieren können, wird heute vielfach einfach Video in 4K aufgenommen, aus dem später am Rechner die optimale Aufnahme herausgesucht wird. Sicherlich ist mit einer solchen Technik jeder Fotograf in der Lage ohne großen Aufwand und großes Wissen den berühmten springenden Tropfen im Wasserglas oder den platzenden Ballon zu fotografieren, aber das Gefühl für die Situation und das Motiv gehen mit solchen Aufnahemmethoden verloren.

Wichtig wird auch zunehmend eine unreale Realität. Softwareprogramme sind in der Lage Bilder komplett zu verändern. Mit einer Art Morphing wird es durch künstliche Intelligenz möglich sein ein Bild komplett zu verändern. Mit dieser „Disrupt Reality“ gelingt es bereits einer amerikanischen Firma für Computergrafiken aus Tier Mensch und aus Sommer Winter zu machen. Aber auch schon im Hausgebrauch werden Bilder schon lange nicht mehr so präsentiert wie sie aufgenommen wurden. Mit ein wenig Übung in der Bildbearbeitung (also den richtigen Befehl in der Software finden) werden nicht nur Bildfehler eliminiert (wenn die Kamera das nicht schon elektronisch erledigt hat), sondern aus einem blassen Himmel ein strahlender Sonnenuntergang gezaubert.

Die Frage wirft sich auf, ob die Fotografie so überhaupt noch eine Bedeutung hat. Netzgestütze Aufnahmegeräte, im Volksmund auch Handy genannt, könnten doch schon längst über eine App mit Bilddatenbanken verbunden sein. Das aufgenommene Bild wird anhand hunderter Parameter mit dem Bestand an Aufnahmen verglichen. Dem Nutzer (den Begriff Fotograf möchte ich vermeiden) wird in Sekundenschnelle eine Auswahl an Bildern offeriert welche das Motiv in verschiedenen Variationen zeigt. Der Nutzer kann dann das Bild seiner Wahl speichern und mit seinen Freunden per Social Media teilen. Die App ist als Abo verfügbar und Nutzer, die Bilder in die Bilddatenbank hochladen, und damit die Rechte gegen „Honorar“ abtreten, bekommen sogar ein paar Cent für ihre Bildchen.

Ob nun 8K oder Computer Realität, bleibt auf der anderen Seite immer auch ein Mensch der solche Technik verwendet. Lange Bilderstrecken mit aufwändiger Suche nach dem optimalen Bild oder das schlecht aufgenommene Bild stehen einer Leidenschaft gegenüber. Früher bezeichnete man dies gern als Hobby, modern würde man es jetzt Passion oder Entschleunigung nennen. Es bleibt aber eine Beschäftigung, die oft ein Ausgleich zum Tagestrott sein soll.

Bei meinen ausgedehnten Fototouren treffe ich immer wieder Menschen, die stundenlang an Gewässern verharren und lange Ruten mit einer Schnur in der Hoffnung ins Wasser halten, es möge doch einmal ein Fisch anbeißen. Was sind dies für Menschen? Es gibt doch inzwischen an jeder Tankstelle Fischstäbchen. Ein Riegel wie der andere feinstes gutschmeckendes Seelachsfilet. Kein Warten mehr, dass mal ein Fisch anbeißen möge, kein Schlachten und Ausnehmen vor Ort, und vor Allem keine verschwendete Zeit mehr mit Warten auf den Fang, einfach rein in die Pfanne und Fischklötzchen geniessen. Aber diese Angler haben es verstanden – der Weg ist das Ziel. Im immer schneller werdenden Alltag die Auszeit bei einer Tätigkeit genießen, die im besten Falle sogar noch eine Trophäe einbringt. Sicherlich gibt es Berufsfischer, die einmal das Netz auswerfen und tonnenweise Fische aus dem Wasser ziehen. Aber ist nicht der eine selbstgefangene Fisch eine viel größere Befriedigung als in die Fischabteilung eines Supermarktes zu gehen, und dort einmal Fisch aus naturzerstörenden Fischfang zu kaufen. Und so sehe ich es mit der Fotografie, das Internet ist voll mit einer Vielzahl von oft unbedeutenden Fotos. Eins wie das andere. Das Gefühl für das Besondere kommt immer mehr abhanden, die Beliebigkeit von Fotografien nimmt zu. Und mag auch der ein oder andere Berufsfotograf für bestimmte Aufträge eine Riesenanzahl von Bildern aufnehmen müssen (also einfach das Netz ins Wasser halten), ist es doch so, dass vielfach bei Berufs- und Hobbyfotografen eine gute Vorbereitung, wozu auch das Warten auf den richtigen Moment gehört, mehr Wert ist als eine schnelle Bildfolgezahl.

Für Fotografen gibt es wohl keine größere Befriedigung das eigene Bild an der Wand und im besten Fall in einer Ausstellung präsentieren zu dürfen. Dem geneigten Leser empfehle ich einmal an Filmzeiten mit begrenzter Bilderzahl zurück zu denken. Letztlich zählt nicht wie viel Datensätze am Ende des Tages auf dem Datenträger gespeichert wurden, sondern Fotografieren getreu dem Motto, lieber ein gutes Bild im Monat als 8 Bilder in der Sekunde…

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